Das kribbelt bis in den klitzekleinsten Neurotransmitter. Zig Generationen haben darauf hingezittert, gebibbert, geweltuntergangorakelt. Und wir – lässige Zweitausendfüßler die wir sind – lassen den Champagnerpfropfen ploppen und Schlag null stehen wir mittendrin: Willkommen in der Zukunft. Aber Milchstraße noch mal, sind wir schon zweitausendfähig? Runter vom Sessel, rein ins Netz. Den Astralleib durchs CD-ROM Laufwerk gequetscht und mit 444 Mhz den Datenhighway runtergerauscht. Hallo, Tante Klara, guck mal in den Monitor, hier drin sind wir. Das browsert, Klara, nur wer weiß den Rückweg noch? Escape- Taste vergessen – war nix mit Zweitausendfähigkeit.
Da wiehert ja das Pferdchen, sagt nämliches und stellt sich auf die hohlbeinigen Hinterfüße. Hat genug vom jahrzehntelangen Steinerlei mit nächtlicher Anmalerei. Nimmt die Sache 2000- sofortig und -fähig selbst ins Maul.
Ein bisschen recken, ein bisschen strecken und knips-knaps knabbert es ab von Billy-the-Gates‘ world-wide-umspannenden Cyber- Space. Ein Bit, zwei Byte, geben fünfminütlich ein wunderschön neues Kleid. „Die Kunst ist frei und die Kunstwerke noch dazu“, schnaubt das Freiburger Fohlen, cybert sich vier schicke Stiefel an und spact sich in die Straßenbahn.
Und was, wenn die Sache Schule macht? Wenn Mona Lisa genug vom Lächeln hat und – oh, Touristenpein – den Gaffern keck die Zunge bleckt? Wenn David in marmorner Blöße vom Sockel steigt, gestriegelt, gegelt, ausgehbereit? Drück doch endlich mal einer, schnell.
Escape! Escape!
(Tobias Löser)